Hüft-Tep nach vorangegangener Dysplasie und Umstellungs-Operation



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  591. Eintrag von am 30.04.2007 - Anzahl gelesen : 166  
  Hüft-Tep nach vorangegangener Dysplasie und Umstellungs-Operation  
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ich habe meine Hüftprothese jetzt sei dem 8. März implantiert und möchte nun über meine bisherigen Erfahrungen damit berichten. Kurze Vorgeschichte: Ich bin 33, habe seit der Geburt beidseitige Hüftdysplasie die erst mit 12 erkannt wurde, mit 14 zweifache Beckenumstellung rechts, mit 4 cm Beinverkürzung, wurde aber nicht beschwerdefrei. Mit 26 erneute Überlegung für 3fachBeckenosteotomie, dann aber Schwangerschaft und Gedanke wieder verworfen. Mit 32 Beschwerden rechts extrem verschlimmert, Beugung 60 Grad, phasenweise starke Ruheschmerzen, Gehen 50 Schritte, es gab aber auch immer noch gute Phasen zwischendurch. Am 8. März dann Op. Super verlaufen, Prothese sitzt sehr gut. Erster Wehrmutstropfen, Mitteilung dass die Pfanne zementiert werden musste, wurde während der Op entschieden. Mein Bein wurde wieder um 3,5 cm verlängert, trage jetzt keine Erhöhung mehr. Ich hatte vom 3 Tag an Vollbelastung, kaum Schmerzen (Wundschmerzen eben) und war von Tag zu Tag zufriedener. Ich war elf Tage im Krankenhaus und 5 Wochen in stationärer Reha (wollte erst auch ambulant, kann aber nur zu stationär raten) Die ersten Wochen habe ich grosse Fortschritte gemacht, aber die letzten zwei Wochen gings dann wieder bergab. Der Ischiasnerv bereitet mir so starke Schmerzen, dass ich im Moment mehr Schmerzmittel nehmen muss als vorher. Sei es beim Gehen, Liegen, STehen, ständig dieser stechende Schmerz von oberhalb des Po's über den hinteren Oberschenkel bis in die Kniekehle. Das macht mich ziehmlich fertig. Laut Aussage der Ärzte kann man die verkürzten Muskeln gut dehnen, aber Nerven eben nicht. Ich weiss nicht was ich machen soll, wenn diese Schmerzen nicht irgendwann wieder aufhören. Also alles fing eigentlich gut an, aber mittlerweile bin ich schmerztechnisch auf demselben Stand wie vorher und von den Gehstützen, komm ich die nächste Zeit auch noch nicht weg. Ausserdem hatte ich mir vorher nicht soviele Gedanken über die Einschränkungen gemacht, die ein neues Hüftgelenk mit sich bringt. Laut der Ärzte muss ich bei ganz normalen Alltagsbewegungen immer aufpassen, über die ich vorher gar nicht nachgedacht habe. Im Abschlussbericht steht, kein Hüpfen, Springen, Rennen, Heben über 10 kg, Bücken 90 Grad, Klettern etc. mehr., ich hab ein kleines Kind und hatte gehofft, gerade nach der Op wieder normal mit ihm toben und spielen zu können. Also meinTipp: gerade junge und bisher aktive Leute für die eine Hüft-Tep ansteht, sollten sich vorher intensiv mit den Gegebenheiten nach der Op auseinandersetzen. Wahrscheinlich klinge ich sehr miesepetrig, und ich bin momentan auch hin und hergerissen, ob ich mir lieber den alten als den jetztigen Zustand wünsche.

Die Op ist erst zwei Monate her und der RehaArzt meinte meine 'goldenen Zeiten' würden erst noch kommen:-) Hüftdysplasie Patienten dürften sich nicht mit 'normalen Arthrose' Patienten vergleichen, jahrelange falsche Muskelbelastung und Schwäche bedürften jahrelanges Training und viel Geduld. In diesem Sinne, werde ich mich mal wieder aufraffen und positiver denken:-)

A..
 
  7. Antwort von am 17.05.2007  
  ! Habe leider erst gerade diesen Beitrag gelesen, aber Ihr ahnt gar nicht wie sehr er mir hilft! Auch ich bin durch bds. Hüftgelenksdysplasie ein Kandidat für eine Prothese. Allerdings habe ich immer wieder lange schmerzfreie Intervalle, so dass ich die OP noch schiebe. Mein kompletter Bekanntenkreis zeigt kein Verständnis dafür. Die Meisten kommen aus dem Altenpflege-und Krankenbereich und sehen die klassischen Arthrose-Patienten nach der OP. Ihr bestätigt alle meine Argumente, dass es eben nicht zack, zack bei uns geht und ehe ich mir die OP mit den beidseitigen Prothesen vornehme, sollte es mir viel schlechter gehen. Diese Erfahrungsberichte finde ich superwichtig! Ich wünsche allen die hier berichtet haben (allen anderen natürlich auch) weiterhin viel Kraft und Optimismus! , H.  
  6. Antwort von am 17.05.2007  
 

ich bin sooo froh, dieses Forum gefunden zu haben. Jahrelang dachte ich, ich bin alleine. Und nun lese ich, wieviele andere junge Menschen auch wegen Dysplasie und neuem Hüftgelenk noch viele Beschwerden haben. Im Bekanntenkreis verstand nie jemand, warum ich 4 lange Monaten an Krücken ging.

Nun lese ich, dass Ihr auch so lange gebraucht hat. Das tut gut. Mein Orthopäde sagte zwar immer, dass es mit meiner Krankengeschichte normal sei. Aber ich kenne eben niemanden, der bereits mit Mitte 30 das hat.

Fee
 
  5. Antwort von am 14.05.2007  
  ,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen auf meinen Beitrag und die aufmunternden Worte!

Nachdem ich seit der Reha längere Zeit pausiert habe, hat sich mein Ischias etwas beruhigt, so dass ich nun wieder mit leichtem Gerätetraining und Schwimmen begonnen habe. Jetzt kann ich auch zum ersten Mal das Gefühl geniessen im operierten Gelenk endlich schmerzfrei zu sein. Die Schmerzmittel hab ich auch schon reduziert. So kanns weitergehen:-)!

A.
 
  4. Antwort von am 13.05.2007  
  Liebe A.,
das alles, was Du erzählst kenne ich zu gut. Allerdings das mit dem Ischias ist bei mir umgekehrt. Ich hatte vorher starke Ischiasschmerzen, seit der Op allerdings nicht mehr. In meinem Op-Bericht steht auch etwas von 'Revision des Ischias-Nervikus'. Bei mir war es eine totale Rekonstruktion der Hüfte. Ich hatte ein Loch im Becken, das mir als Pfanne diente, meine Muskel mussten operativ verlängert werden (Adduktoren-Tenotomie) und es wurde mir ein Knochen eingepflanzt. Auch mein Operateur sagt mir immer und immer wieder : 'Vergleichen Sie sich niemals mit einem normalen Hüftpatienten, ich habe ihnen das hingeschraubt, was die Natur ihnen verwehrt hat.' Meine 1 Op ist nun 21 Monate, die 2. ist 12 Monate her. Während die letztoperierte Hüfte kaum mehr spürbar ist, habe ich mit der erstoperierten noch leichte Probleme. Dort war vor der Op der Hüftkopf luxiert, Beweglichkeit gleich Null. Ich sass praktisch vor dem Rollstuhl. Ich konnte nicht mehr Radfahren, nicht Federball oder Tischtennis mit meinen Kindern spielen. Ich konnte praktisch ausser 'Zuschauen' gar nichts mehr!!! Heute fahr ich schneller und ausdauernder Rad als meine Familie, kann auch kleine Sprünge beim Federball spielen machen, schwimme Brust, trotz aller Verbote und mache auch 'verbotene Bewegungen' ohne Schmerzen. Das was ich nun bei Überanstrengung spüre, nenne ich nicht Schmerzen, sondern 'Beschwerden'. Das ist eine Muskelermüdung, die ich nach 30 Jahren falscher Bewegung erst in den Griff bekommen muss. Die Einschränkungen mit einer Hüft-Tep, empfinde ich nicht ganz so schlimm, denn vorher hatte ich mehr. Mein Problem ist nur, dass ich ständig mehr will, mich nicht mit dem Erreichten zufrieden geben will. Nach einer 3 wöchigen Gehschule, bin ich fast hinkfrei, was ich in meinem ganzen Leben noch nicht war. Aber auch ich hatte Momente, wie ihr, wo ich unzufrieden war und mir alle Verbote Angst machten. Ich versuche einfach mir nicht soviele Gedanken darüber zu machen und hoffe darauf, einmal so wie 'All die anderen Menschen' laufen zu können.
Viel Glück, Eure E.
 
  3. Antwort von am 12.05.2007  
  A.,
irgendwie ist es beruhigend, dass es auch anderen nach der OP einer Hüft-Tep nicht anders geht, als mir.(Angeborene Hüftdysplasie, OP mit 2 Jahren, Umstellungsosteotomie mit 18 Jahren) jetzt neue teilzem. Hüft-Tep seit Januar 2007.
Ich kämpfe auch immer noch stark mit der Muskulatur, vieles war wohl in den Jahren vorher unterfordert.
Obwohl man immer wieder deutliche Fortschritte merkt!!!
Jetzt mit Hüft-Tep sind die Beine auch wieder gleich lang, aber ich leide zwischenzeitlich an Schmerzen im äusseren Teil der Hüfte.
Laut Orthopäde, Blockaden im Lendenwirbel, die er mit Chirotherapie behandelt. Ich hoffe stark, dass sich das mit der Zeit vollständig gibt.
In der Reha traf man auf Mitpatienten, die völlig problemfrei die Gymnastik machten und man stellte sich die Frage, ob dass nicht bei einem selbst genauso sein müsste.
Ich rate auch nur jedem, sich alles gut zu überlegen und sich ausführlich zu informieren, bevor man sich für eine Hüft-Tep entscheidet.
Aber vielleicht sollten wir uns in einem Jahr erneut über die zwischenzeitlichen Erfahrungen austauschen :-) ,
da sieht die Welt bestimmt schon ganz anders aus.

D.tine
 
  2. Antwort von am 02.05.2007  
  A.,
die euphorischen Berichte von 'normalen' Arthrose-Pateienten haben mich auch ziemlich genervt, weil bei mir (Dysplasie!) eben alles viel länger gedauert hat. Habe auch 4 Monate gebraucht, bis ich die Stützen weglegen konnte und noch nach ca. einem halben Jahr bei Überbelastung so starke Schmerzen gehabt, dass ich nachts im Bett geweint habe, weil ich dachte, das wird nie. Jetzt, dreieinhalb Jahre nach der OP (normale TEP) geht es mir super. Zwar habe ich immer noch nach längerem Sitzen oder bei Wetterumschwüngen ein bisschen Probleme aber im allgemeinen fühlt sich meine linke (TEP-) Hüfte beim Laufen genauso an wie die rechte. Das Stossgebet 'einmal links dasselbe Gefühl beim Auftreten wie rechts' ist erhört worden. Längere Spaziergänge (mehrere Stunden) sind kein Problem mehr, auch kürzere Strecken joggen gehen (allerdings bin ich noch nie ein Jogging-Fan gewesen).
ABER ES HAT GEDAUERT! Ca. ein Jahr bis ich im Alltag nicht mehr an die TEP gedacht habe. Inzwischen mache ich auch 'verbotene' Bewegungen und fühle mich besser und jünger als vor 10 Jahren. Lass dich also von denen, bei denen es schneller und besser gegangen ist, nicht abschrecken - wir sind eben aufgrund unserer Vorgeschichte die komplizierteren Fälle und brauchen länger.
Alles Gute für dich - und gib nicht auf!
C.
 
  1. Antwort von am 30.04.2007  
  A.,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Es hilft mir in meiner Entscheidung weiter, Hüft-OP zum jetzigen Zeitpunkt ja oder nein. Auch ich habe Dysplasiecoxarthrose (Coxa valga), das heisst eine steile Flachpfanne mit unterentwickelten Hüftpfannenerker beidseitig. Hatte als Kind zwei Umstellungsostetomien und war nach der Umstellung dann fast 31 Jahre beschwerdefrei. Das Gangbild war zwar nicht ganz optimal, aber ich konnte mich sehr gut fortbewegen. Aufgrund des jetzigen Gangbildes sind meine Musken verkürzt, das heisst falls ich mich zu einer OP entscheide, bräuchte ich wie du schreibst etwas länger mit dem Muskelaufbau. Das ist nicht vergleichbar mit normalen Hüftarthrosepatienten. In der wiesen sie mich darauf hin. Was ich auch ganz gut fand. Somit kann ich mich darauf einstellen. Sie meinten aber, das ich auf jeden Fall beweglicher werde. Sie empfahlen mir das Zuwarten und klinische Kontrolle alle 2 Jahre. Sollten Schmerzen auftreten, ist letztendlich der endoprothetische Ersatz nicht mehr zu umgehen.
Ich wünsche dir, dass du bald wieder schmerfrei bist und gibt die Hoffnung nicht auf.


 




ForumNr : 501-3800-Hüftgelenk-Prothese - Erfahrungsaustausch : Hüftgelenk-Prothese - 136
SID : deutsches-arthrose-forum -



Stand : 18.05.2007 18:16:39
MaschinenArthrose : X591Y20070518181639Z591 - V136


Arthrose





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