Arthrose als Folge von Anorexie?



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  2841. Eintrag von am 27.10.2017 - Anzahl gelesen : 113  
  Arthrose als Folge von Anorexie?  
  0,

seit einigen Wochen habe ich (w, 28 J.) dauerhaft stechende Schmerzen im linken Kniegelenk. Der Knochen knackt auch bei bestimmter Drehung bzw. Beugung. Ich kann schlecht lange stehen, beim Radfahren werden die Schmerzen besser. Ich habe mich allerdings weder verletzt, noch überlastet. Nach meinen Recherchen deutet das ziemlich auf eine Knorpel bzw Arthrosegeschichte hin.

Ich war in der Vergangenheit drei Jahre schwer anorektisch, leider mit Tiefst BMI von nur 13. Habe mich jedoch mithilfe von Therapie wieder herausgekämpft, esse wieder normal und halte nun seit 2 Jahren einen BMI von 19.

Jedoch fürchte ich nun, dass mich die Spätfolgen einholen. Ich hatte noch nie zuvor was mit dem Knie und habe auch niemals gejoggt oder gelenkbelastende Sportarten betrieben. Daher sind so frühe Knieprobleme schon sehr seltsam.
Habe natürlich schon einen Termin beim Orthopäden. Auf den warte ich aber noch ein paar Wochen und mache mich natürlich verrückt.

Hat jemand hier schonmal etwas gehört von Arthrose als Spätfolge einer Magersucht?
Das Internet ist voll von Osteoporose als typische Langzeitfolge, aber über Arthrose findet man nur etwas im Zusammenhang mit Übergewicht bzw als Folge der Essstörung Binge Eating. Dabei wäre es doch nur logisch, oder? Der Körper baut ja bei einer Anorexie alles an Gewebe ab, Muskeln und Fett kommen mit der Gewichtszunahme wieder, aber der Knorpel eben nicht. Gerade Knorpel ist ja ein sog. Hungerleider, der von extern versorgt wird.
 
  7. Antwort von am 03.11.2017  
  liebe G.,

Danke für deine Anregungen!

Ich habe kürzlich noch ein Blutbild machen lassen, bei dem alles in Ordnung war (auch so Extrawerte wie B-Vitamine etc).

Bezüglich Ernährungsumstellung weiss ich nicht so recht, was ich da noch besser machen soll. Ich esse schon lange kein Fleisch mehr, wovon ja bei Arthrose so abgeraten wird. Dafür esse ich sehr viel Käse und Milchprodukte. Die wegzulassen, wäre aber denke ich auch nicht gut, da man ja nach einer Anorexie auch möglichst viel Calcium und Eiweiss braucht, um ein bisschen was für Knochen- und Muskelaufbau zu tun und die Osteoporose noch abzuwenden bzw aufzuhalten.
Auch habe ich einen super Stoffwechsel und brauche ordentlich Käse und Butter auf dem Brot, um mein Normalgewicht irgendwie zu halten.

Ausserdem muss man denke ich sehr aufpassen, nicht wieder in ein restriktives Essverhalten zurückzufallen.
So hat es bei mir nämlich angefangen - ich meinte, aufgrund einer anderen Erkrankung mich ganz besonders gesund ernähren zu müssen. Habe dann auf Zucker, Weissmehl, Fleisch verzichtet und auch sonst sehr fettarm und fixiert auf Obst und Gemüse geg. Das ist dann irgendwann so obsessiv geworden, dass ich nur noch zwischen 1000 und 1800 Kalorien am Tag geg habe. Und dadurch war ich - vorher schon schmal und immer um BMI 18 - ratzfatz im ganz gefährlichen Untergewicht.

Sollte es also nun die Arthrose sein, werde ich da wohl meinen persönlichen Mittelweg finden müssen.

Sport mache ich ja auch nur gelenkschonend. Vielleicht dürfte aber ein bisschen gezielte Physio für die Beinmuskulatur gut sein. Da ist ja auch viel abgebaut worden und ich bin generell nicht so der muskulöse Typ.
 
  6. Antwort von am 02.11.2017  
  A.,

gerade bei einer Mangelernährung fehlen dem Stoffwechsel wichtige Vitamine, Mineralien und Spurenelemente um die Knorpelschicht in den Gelenken gesund zu erhalten.

Der erste Weg sollte zu einem naturheilkundigen Arzt sein, wo du feststellen lässt welche davon bei dir zu niedrig sind.
Bei einem extremen Mangel sollte man Vitamine usw. mit einer Infusion zu führen. Vitamine usw. vom Discounter bringen hier leider nicht viel, das weiss ich aus eigener Erfahrung.

Wenn du heute keine Probleme mehr mit deinem Gewicht hast, würde ich dir doch zu einer Arthrose gerechten Ernährungsumstellung raten.

Durch die Reduzierung der Arachidonsäure werden die Entzündungen in den Gelenken weniger und du hast dadurch weniger Schmerzen. Auch die Abnutzung des Knorpels kann verzögert werden, da du durch die Ernährungsumstellung alle benötigten Vitamine, Spurenelemente usw. isst.

Ich selbst habe sehr gute Erfahrungen mit Vitamin D und E gemacht. Magnesium hat bei mir nicht den Schmerz genommen, aber zusammen mit Vitamin E (bis 400mg) habe ich viel weniger Schmerzen.
Unterstützen kannst du dich auch mit Kräuter und Gewürze bei Arthrose Schmerzen - siehe dazu auch den Beitrag in der Wissensdatenbank vom Abspeck-Club-.

Ich würde dir zu einer Ernährungsberatung raten.
Gerne begleite ich dich bei deiner Ernährungsumstellung

Natürlich gehört dazu auch deiner Erkrankung angepasste Bewegung.

von G.

PS: alle unterstrichenen Worte findest du mit einem Beitrag in unserer Arthrosedatenbank.

 
  5. Antwort von am 31.10.2017  
  Vielen Dank, das ist ja interessant! Als Laie würde ich mal sagen, das weicht wahrscheinlich nicht grossartig zu der Häufigkeit von Arthrose in der „Normalgruppe“ bzw. bei den ansonsten gesunden ab oder?
Anorexie tritt ja auch überwiegend in der Gruppe der bis 29jährigen auf. Die 0% sprechen dann ja nicht dafür, dass sie unmittelbar bzw. schnell zu Beschwerden verursachenden Knorpelschäden führt.

Ich habe noch die Lebenszeitprävalenz für Arthrose nach BMI gefunden:

Frauen Männer

Untergewicht 13,2% 7,6%
(BMI < 18,5)

Normalgewicht 20,3% 11,2%
(BMI 18,5-25)

Übergewicht 31,1% 19,6%
(BMI 25-30)

Adipositas 42,2% 26,9%
(BMI > 30)

Statistisch gesehen ist Arthrose also bei untergewichtigen Menschen sogar seltener als bei normalgewichtigen.
Natürlich muss man dabei beachten, dass es auch Menschen gibt, die aufgrund eines zierlichen Körperbaus mit einem BMI unter 18,5 „normal“ sind. Dennoch stecken in der Gruppe ja auch die „Kranken“ (nicht nur Essgestörte, sondern ja auch Menschen mit anderen zehrenden Krankheiten etc.)

Vielleicht handelt es sich bei mir also auch um einen Fall von Läusen und Flöhen..
 
  4. Antwort von am 30.10.2017  
  Habe doch noch im Englischen Sprachraum gesucht und gefunden den Anteil von Patienten mit Arthrose und Anorexie gemäss Alter:

0-29: 0 %
30-39: 9 %
40-49: 4 %
50-59: 25.0 %
60+: 62.5 %

Weiters wurde zwischen 2003 und 2006 viel darüber geforscht, nachher aber nicht mehr. War wohl nicht ergiebig.
 
  3. Antwort von am 30.10.2017  
 

'Du sagst ja du hast seit 30 Jahren einen gleichgebliebenen Befund.'

Habe ich nicht gesagt. Es wurde früher kein MRI gemacht, war wohl noch nicht entwickelt oder zu teuer. Im allgemein schreitet ein Knorpelschaden weiter, aber das muss nicht bedeuten, dass es mehr oder überhaupt schmerzt bei begrenzter Belastung.


'Aber der Schmerz sitzt eher am äusseren Gelenk.'

Könnte auch von den seitlichen Bändern stammen.


'Ist denn ein Röntgenbild ausreichend oder sollte ich nach einem MRT fragen?'

Ich würde eher Röntgen von vorne gerade und auf die Kniescheibe, und von der Seite machen. Aber das entscheidet eher der Arzt.
 
  2. Antwort von am 29.10.2017  
  Dass es da keine Erkenntnisse über einen Zusammenhang gibt, finde ich auch verwunderlich, zumal die Osteoporose als Folge von Unterernährung ja ziemlich erforscht ist. Komisch, dass sich bei den Auswirkungen auf die Knochen noch nie jemand mit der Frage der Auswirkungen auf Knorpel/Gelenke auseinandergesetzt hat.

Das mit der Kniescheibe wäre auch möglich. Wenn ich das Bein locker halte und ein bisschen die Kniescheibe hin und her schiebe, knirscht es auch. Aber der Schmerz sitzt eher am äusseren Gelenk.

Du sagst ja du hast seit 30 Jahren einen gleichgebliebenen Befund. Gibt es also auch Knorpelschäden, die nicht voranschreiten?

Ich bin auch sehr gespannt auf den Termin beim Orthopäden, man will ja Gewissheit, wenn es auch auf einen traurigen Befund hinausläuft.
Am meisten hätte ich wahrscheinlich daran zu knacken, dass ich mich auf ewig fragen werde, ob ich selbst „Schuld“ daran bin. Aber was passiert ist, kann man nun einmal nicht mehr ändern.

Ist denn ein Röntgenbild ausreichend oder sollte ich nach einem MRT fragen?
 
  1. Antwort von am 29.10.2017  
  Es ist nicht sicher, kann aber sein, dass lange Unterernährung zu Knorpelschaden führt. Es ist nichts bekannt aus Gebieten, wo das durchgehend der Fall ist.

In deinem Alter machen sich oft leichte Knorpelschäden an der Kniescheibenrückfläche bemerkbar. Dieses Syndrom, genannt chondropathia patellae, hat meistens keine langfristigen Folgen, ich hatte es mit 30 und ein MRI, kürzlich gemacht wegen Verdacht auf Meniskusriss, zeigte immer noch gute Struktur 30 Jahre später.

Du kannst selber suchen nach Untersuchungshandhabungen, die diesen Befund stützen würden.

Im Knie gibt es diverse Ursachen für dieses Stechen und Knacken. An erster Stelle eben der Meniskus. Wohl nicht die Falten und Fettkörper, die auch im Knie sind, welche sich entzünden können. In deinem Fall könnte ein einfaches billiges Röntgenbild Arthrose weitgehend ausschli.
 




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Stand : 03.11.2017 11:30:47
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