Erfahrungsbericht Umstellungsosteotomie Knie



- Erfahrungsberichte und Dokumentation - Deutsches Arthrose Forum -



  236. Eintrag von am 28.07.2007 - Anzahl gelesen : 86  
  Erfahrungsbericht Umstellungsosteotomie Knie  
  0Schönen guten morgen, und aus NRW. Da mir dieses Forum, in Vorbereitung auf meine OP, eine grosse Hilfe war, fühle ich mich verpflichtet, meine Erfahrungen der letzten Monate weiterzugeben.

Im Sommer 2000 brach mir aus heiterem Himmel im Alter von 30 Jahren das rechte Knie. Es wurde von meinem damaligen Orthopäden eine Osteochondrose Dissecans festgestellt.

Nach eingehender Untersuchung wurde beschlossen mittels Anthrotomie das abgebrochene Fragment des Oberschenkelkochens zu refixieren. Dies geschah mittels zweier Schrauben, die nach einem halben Jahr wieder entfernt wurden. Da mein Knie lange geschwollen war, und ich unter Schmerzen litt, war ich sage und schreibe 10 Monate krank geschrieben. Nach der OP sagte man mir ich müsse damit rechnen nach etwa 5 Jahren wieder Probleme und Schmerzen (Arthoseschmerzen) zu bekommen.

Das stimmte wie die Faust aufs Auge. Etwa 5 Jahre später bekam ich wieder Probleme in Form von Schmerzen. Ich bin von Beruf Steward (Flugbegleiter), also auf meine Knie angewiesen. Arbeitstage von 12-16 Stunden sind immer öfter die Regel.

Also machte ich mich schlau, was zu tun wäre. Ich holte Informationen der diversen Foren ein, las Bücher zu dem Thema, besuchte die unterschiedlichsten Ärzte im In- und Ausland. Verschiedene Therapieformen brachten zeitweise Linderung, aber auf Dauer kam nur eine OP in Frage. Ich suchte etwa ein Jahr lang nach einem passenden Krankenhaus.

Es erfolgte dann am 26.03.2007 eine Umstellungsosteothomie des rechten Knies. Vorgenommen unter Vollnarkose, 7° Umstellung des Unterschenkels. Zusammengehalten wird der Knochen durch eine Platte und 6 Schrauben. Die OP verlief ohne Komplikationen, ich wurde noch am selben Tag mobilisiert (Krücken). Ich sollte 12 Wochen komplett entlasten.

Insgesamt war ich 9 Tage im Krankenhaus. Dort beantragte ich eine REHA, die mir auch genehmigt wurde. Dies, obwohl ein Arzt mir sagte, das dies bei meiner Indikation nicht möglich sei. Der Selbe Arzt war es auch, der mir sagte ich werde in 12 Wochen wieder arbeiten können (nun sind 17 Wochen vergangen, noch immer arbeite ich nicht). Lerne, verlass dich nicht auf das Geschwafel eines einzelnen Arztes. Immer Zweitmeinungen einholen!

Insgesamt war ich 5 Wochen in REHA, da nach 2 Wochen unterbrochen wurde. Der REHA-Arzt meinte ich solle später wiederkommen, um das Gehen wieder zu erlernen, wenn ich aufbelasten darf. So war ich nach 6 Wochen dann noch mal für 3 Wochen dort. In dieser Zeit kam es zu einer Wundinfektion. Dank moderner Antibiotika kein Problem. Gegen Ende sagte mir die REHA-Ärztin ich würde dieses Jahr gar nicht mehr arbeiten (Also insgesamt 8 Monate), obwohl man mit meinem Fortschritt zufrieden war.

Mittlerweile ist es fast August. Es geht mir gut. Schmerzen habe ich seit der OP gar nicht mehr. Das lässt mich hoffen. Seit ein paar Tagen darf ich wieder voll belasten, auch das verursacht keine Schmerzen. Mein Gangbild ist noch nicht flüssig, und ich halte nicht lange durch. Ich denke aber das wird in der nächsten Zeit besser. Die Jahreszeit hilft dabei.

Finanziell habe ich keine Einbussen, da ich Krankengeld bekomme. Eine Ausgleichszahlung meines Arbeitgebers beschert mir 100% Gehalt. Meine Firma ist gross, ich bin eine Nummer. Letzten Monat habe ich mich mal bei meinem Vorgesetzen gemeldet… man hatte mich gar nicht vermisst. Meine Partnerin ist eine grosse Hilfe, private Krisen gab es die letzen Monate nicht, im Gegenteil.

Ich konnte die Zeit zu Hause nutzen, um an mir zu arbeiten. Die in der REHA erlernten Übungen führe ich hier fort.

Vorgestern hatte ich wieder einen Termin beim Operateur. Der Knochen wächst langsamer zusammen als vermutet, durchbaut sich aber nun. Die Prognosen in Sachen Arbeitsaufnahme sind sehr unterschiedlich, reichen von wenigen Wochen bis 6 Monate. Ich bin gespannt.

Wenn alles nach Plan läuft, habe ich so die nächsten Jahre Ruhe. Die Prognosen reichen von 10-15 Jahre, vor dem ich wieder unter Schmerzen leiden werde. Dann -so hoffe ich- gibt es vielleicht alternative Therapieformen. Sonst wartet ein künstliches Gelenk auf mich.

Ich würde diese OP wieder wählen. Auch meinen Operateur, und das Krankenhaus, sowie die Reha-Klinik. Seit vorsichtig bei Eurer Wahl, es geht um euer wertvollstes Gut.

Hier nun ein paar Tipps:

- Holt Euch so viel Informationen wie möglich. Das Internet ist eine Hilfe, verunsichert aber zum Teil, weil vieles aus ungesicherten Quellen stammt.
- Fallt nicht auf “Wundermittel” herein. Sonderleistungen der Ärzteschaft gegen Bezahlung sehe ich mit gemischten Gefühlen. Manches hat sich über Jahre bewährt, anders ist gerade Mode…
- Nehmt nicht den erstbesten Arzt. Wenn es keine Not-OP ist darf der Arzt auch gerne weiter entfernt praktizieren.
- Ich habe gute Erfahrungen mit Stationärer Behandlung. Speziell die REHA lässt sich so viel intensiver nutzen.
- Findet einen Menschen der eure Interessen vertritt, einer der die richtigen Fragen stellt, wenn ihr verhindert seit. Das hilft im Krankenhaus, und bei Telefonaten mit Kassen und Kliniken.
- “Geht nicht gibt’s nicht“. Einspruch erheben, oder einen anderen Ansprechpartner suchen. Immer wieder nachfragen, keinen Aufschub dulden. Vertretet Eure Interessen mit Nachdruck!
- Arzte sind keine Götter. Wie jeder andere Beruf auch, zieht er seine Kollegenschaft aus der Gesellschaft. Da ist alles dabei von Genie bis Idiot.
- Nehmt die Genesungsphase ernst. Entlasten heisst nicht humpeln oder hüpfen. Wir leben in Sachen Medizin in einem Luxusland. REHA gibt es nur in wenigen Ländern dieser Welt, nutzt diesen Luxus.

Viel Glück!
 
  4. Antwort von am 17.08.2007  
  A.,

danke, dass du so ausführlich über deine Knieumstellung geschrieben hast.
Und meinen Glückwunsch, dass du heute schon schmerzfrei bist.

Nach meiner 1. Knieumstellung rechts, ist mein Knochen nicht so richtig zusammengewachsen. Ich bin damals im Rollstuhl für 8 Wochen gesessen. Habe natürlich in dieser Zeit meine Muskulatur total abgebaut.
Mein Knochen wollte nicht so richtig zusammenwachsen. Ich ging 3 x die Woche in ein Aufbautraining einer REHA-Klinik, ging zum Rückenschwimmen und machte tgl. meine KG. Dadurch ist mein umgestellter Knochen besser zusammen gewachsen.

Als ich im Dez.05, nach 2 Jahren, meine Knie-Totalendoprothese bekam, wurde festgestellt, dass mein Knochen noch nicht ganz zusammen gewachsen war, er war 'matschig'. Ich bekam deshalb eine Verlängerung um 3 cm meiner Knie-TEP.

Als ich im Jan.04 mein li. Knie umgestellt bekam, durfte ich nur im Zimmer mit dem Rollstuhl fahren. In der stationären REHA musste ich mit 30 % Belastung laufen!
Da hiess es für mich, die Zähne zusammenbeissen und durch.
Als ich entlassen wurde, durfte ich bereits nach 6 Wochen mein Bein vollbelasten.
Hier war in dieser kurzen Zeit mein umgestellter Knochen schon fast zusammengewachsen.

Allerdings bekam ich auch hier im Jan.07 eine 3 cm Verlängerung meiner Knie-TEP, aber nur zur Sicherheit.

Ich will Dir damit sagen, mache soviel Training wie möglich. Und denke beim Schwimmen bitte daran, dass du nur Rückenschwimmen sollst.
Aber bitte überlaste Dein Knie nicht. Ich habe auch 4 Monate meine Krücken mitgetragen :-) nur zur Sicherheit.

Übrigens ein Knie hat das Recht, sich 1 Jahr Zeit zu lassen, bis alles wieder verheilt ist. Bei manchen dauert es auch länger.

Bitte schreib uns doch nach den 8 Monaten, ob du deine Arbeit wieder aufnehmen konntest.

Dazu wünsche ich Dir viel Erfolg
es grüsst Dich E.
 
  3. Antwort von am 17.08.2007  
  Oje!

Da habe ich ja fast ein schlechtes Gewissen, weil es mir recht gut geht... . Ich wünsche Allen, die es schlechter erwischt haben, eine gute Genesung.

Nunmehr sind 4,5 Monate vergangen und ich kann mich überhaupt nicht beklagen. Gerade komme ich von meinem täglichen Spaziergang zurück. Mittlerweile schaffe ich 45 Minuten ohne die geringsten Schmerzen. Krücken nehme ich aber immer noch mit, man kann ja nie wissen. Gebraucht habe ich sie aber in den letzten Tagen nicht mehr.

Ich kann die Zeit nutzen um an mir zu arbeiten. Tägliches spazieren, 20 Minuten Ergometer und Freibad. Das hilft ungemein, auch der Seele.

Gebt nicht auf, macht das, was möglich ist!

aus dem Westen, A.
 
  2. Antwort von am 16.08.2007  
  A.,

erstmal Glückwunsch zur gelungenen Op :).Hab inzwischen gelesen das solche eine OP im Nachgang bis zu einem Jahr dauern kann.Und das Du schmerzfrei bist ist hervorragend .
Ist schon interessant wie unterschiedlich die Erfolge von Umstellungen sind .

Bei mir wurde unterhalb des re.Knies ,also Unterschenkel (Schienbein) umgestellt.
Dies war am 1.Feb. 2007 und bin bis zum heutigen Tage nicht Schmerzfrei und kann kaum auftreten.Spalt ist erst zu 2/3 Zu :(

Neue Vermutung ..bei der Umstellung ist der Meniskus verletzt worden :/. Klarheit nun am 27.8.2007 beim Gespräch in der Klinik wo ich operiert wurde.

Weiterhin gute besserung und stets den Kopf hoch.


C.
 
  1. Antwort von am 28.07.2007  
  A.,
na da hast du wirklich Glück gehabt. Ich hatte meine Umstellung im Januar und kann heute nur unter starken Schmerzen gehen. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute, B.
 




ForumNr : 501-3800-Umstellungsosteotomie - Erfahrungsaustausch : Umstellungsosteotomie - 136
SID : deutsches-arthrose-forum -



Stand : 18.08.2007 11:41:12
MaschinenArthrose : X236Y20070818114112Z236 - V136


Arthrose





-