Erfahrungsbericht OP Hallux rigidus nach Keller-Brandes



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  216. Eintrag von am 16.09.2007 - Anzahl gelesen : 171  
  Erfahrungsbericht OP Hallux rigidus nach Keller-Brandes  
  0Erfahrungsbericht über Hallux rigidus-Operation (Keller-Brandes)

Ich möchte über die Hallux rigidus-Operation am linken Grosszeh berichten, die bereits vor etwa einem Jahr bei mir durchgeführt wurde. Ich schreibe erst jetzt, um mit grösserem zeitlichem Abstand eine ausgwogenere Bewertung abgeben zu können.

Zunächst muss ich zugeben, dass mich die Recherchen im Forum trotz vieler Anregungen zugleich auch stark verunsichert haben. Die Berichte ergaben überhaupt kein einheitliches Bild. Manche Betroffene waren sehr zufrieden und andere bedauerten sogar sehr die Operation. Ich hatte auch den Eindruck, dass für wohl viel gravierendere anstehende Operationen (z. B. Hüftgelenk) überall genügend vertrauenswürdige Spezialisten vorhanden sind, nicht aber für Operationen der Zeharthrose.
Trotz dieser Verunsicherung hatte das auch insofern etwas Gutes, weil ich wenigstens von vornherein eine gesunde Skepsis entwickelt hatte und jedenfalls die Sache nicht blauäugig angegangen bin.

Die Verunsicherung setzte sich bei den Kontakten mit den Krankenhäusern fort.
Im ersten Krankenhaus wurde als Operationsmethode allein die Versteifung des Grosszehs (Arthrodese) vorgeschlagen bzw. praktiziert, wenn ich einmal davon absehe, dass gesagt wurde, dass für Fälle im Anfangsstadium auch ein gelenkerhaltender Eingriff (Exostosenabtragung, Gelenkreinigung usw.) in Betracht zu ziehen sei. Dieses Stadium hatte ich bei der sehr schmerzhaften Ausprägung in meinem Fall aber längst verlassen.

Wegen der Skepsis habe ich dann die Meinung eines zweiten Krankenhauses eingeholt. In diesem Krankenhaus wollte man aber anders als im ersten Krankenhaus allein die Operation nach „Keller-Brandes“ durchführen.

Mir ist es in den Gesprächen in den Krankenhäusern nicht wirklich gelungen, die Vor- und Nachteile der Operationsmethoden eindeutig geklärt zu bekommen.

Jedenfalls habe ich mich damals entschlossen, mich nach der Methode „Keller-Brandes“ operieren zu lassen, weil mir die Versteifung des Zehs radikaler
und und risikobehafteter erschien.

Um es vorwegzunehmen: Ich bin bislang im Wesentlichen mit dem Erfolg der OP zufrieden.

Zunächst einmal war ich positiv überrascht, dass ich praktisch sofort wieder gehen konnte. Ich hatte mir schon Szenarien ausgemalt, wonach ich mich in der Wohnung überhaupt nicht bewegen könnte. Ich habe lediglich eine grössere Sandale erhalten und konnte natürlich wegen der Wunde und der Schmerzen zunächst nicht problemlos über den Zeh abrollen. Aber bei Vermeidung dessen konnte ich mich immerhin sofort bewegen. Als Dauerzustand würde ein solches Vermeidungsverhalten sicherlich zu gravierenden Folgeproblemen führen. Aber es beruhigt doch, zu wissen, dass man auch schon zu Beginn gehen kann und nicht völlig hilflos ist, oder?

Im Übrigen wurde mir empfohlen, die Bewegung von Beginn an über den operierten Zeh durchzuführen, soweit es die Schmerzen zulassen!! („schmerzorientes Gehen“). Ich bekam schon am zweiten Tag eine Einweisung, dies insbesondere mit Krücken zu tun. Denn mit Krücken kann gut geübt werden, sich in den Schmerz hineinfallen zu lassen und sich, wenn es zu schmerzhaft wird, sich mit den Armen sofort wieder hochzudrücken. Aber wie gesagt, ich habe die Krücken ansonsten von Anfang an nicht gebraucht und bin z.B. sofort nach der Entlassung (nach drei Tagen) ohne Krücken einkaufen gegangen.

Weiterhin kann ich positiv bemerken, dass der sogenannte Floppy toe (labbrige Zeh), der bei dieser OP-Methode vorkommen soll, bei mir praktisch nicht eingetreten ist. Auch ist das äussere Bild des grossen Zehs unverändert. Die Verkürzung des Grosszehs hat man wohl - wenn ich es richtig verstanden habe - durch Einfügen eines vorhandenen Kapsellappens in das Gelenk verhindert. Aber selbst wenn diese beiden genannten Risiken sich negativer entwickelt hätten, würde mich das letztlich nicht besonders gestört haben. Denn solche Folgen wären ohne grosse Bedeutung im Vergleich zu dem vorherigen sehr schmerzhaften Zustand.

Dass selbstverständlich auch der beim Hallux rigidus sich bildende Knochenanbau abgetragen worden ist, was ja vorher eine ständige zweite Schmerzquelle bedeutete, brauche ich ja eigentlich nicht mehr erwähnen.

Nach 14 Tagen Krankschreibung bin ich wieder ins Büro gegangen und habe dann noch einige Wochen die grosse Sandale getragen. Für kürzere Zeit habe ich aber auch schon damals sehr bald wieder normale Schuhe tragen können, sofern sie etwas weiter waren.

Allerdings hatte ich noch lange und habe auch heute noch in vermindertem Masse beim Abrollen leichtere Schmerzen im Grosszeh, der sich abgesehen von der geringeren Intensität sogar ähnlich anfühlt wie der Schmerz vor der Operation. Das überrascht, weil durch die Gelenkentfernung ja die Ursache des Schmerzes eigentlich beseitigt worden ist. Man wird aber berücksichtigen müssen, dass eine Operation am Fuss doch eine erhebliche Verletzung ist und sich in diesem Bereich erst alles wieder regulieren muss. Ich habe den Eindruck, dass der noch verhandene und gut beherrschbare Rest-Schmerz ganz langsam weiterhin immer weniger wird.

Um es zur Vermeidung von Missverständnissen nochmals ganz klar zu sagen: Der jetzige Zustand nach der OP ist sehr viel besser als vorher.

Jetzt hoffe ich nur, dass der Zustand so bleibt und sich nicht etwa irgendwann einmal wieder Druck im Gelenk aufbaut. Das soll laut einer anderen Quelle passieren können, wenn das entfernte Knochenstück zu kurz gewählt worden wäre.

Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen Betroffenen, der das gleiche Problem hat, eine kleine Hilfe bei der Entscheidungsfindung geben konnte.

Ich wünsche allen Betroffenen gute Besserung!

A.
 
  4. Antwort von am 20.01.2008  
  ,

ich glaube, ich habe in meinem Beitrag schon alles gesagt. Natürlich ist der Zustand nicht so wie ohne vorherige Erkrankung. Bei mir ist bis heute ein kleiner Restschmerz verblieben, was mich aber nicht ernsthaft belastet. Auch ist die 'Dynamik' beim Abstossen mit dem betroffenen grossen Zeh nicht so wie auf der anderen Seite. Ich betreibe aber ohne Probleme Sport wie Joggen, Tennis und Basketball.

A.
 
  3. Antwort von am 15.01.2008  
  A.,
ich habe genau das gleiche Problem am rechten Grosszehe und lebe nun seit über 3 Jahren mit meinen Schmerzen. Wie ist es mit Sport? Ich spiele Badon und möchte das wenn möglich beibehalten. Geht das? Oder ist Laufen, intensiver Sport und dergleichen nicht mehr möglich?
Langsam bin ich gezwungen etwas zu unternehmen, da am linken Fuss/Grosszehe auch Probleme anfangen mit Arthrose.
Vielen Dank ür die Antworten und mfg.

 
  2. Antwort von am 23.09.2007  
  B.,

vielen Dank für Deine Rückmeldung.

Ich wollte nur klarstellen, dass meine Formulierung zu den Spezialisten möglicherweise missverständlich war.

Meine Aussage bezog sich nicht auf die Forumsmitglieder, sondern auf die Ärzte!

Ich wollte also sagen, dass trotz der wohl noch grösseren Beeinträchtigung beispielsweise bei einer Hüftegelenksoperation es relativ leicht ist, kompetente Operateure zu ermitteln. Hingegen ist es m.E. bei Arthrose im Grosszehengelenk viel schwerer, geeignete Ärzte für eine Operation zu finden.

A.
 
  1. Antwort von am 22.09.2007  
  Danke A. für deinen ausführlichen Bericht.
Sicher wird er so manchem (evtl. sogar irgendwann mir selbst) die Entscheidungsfindung erleichtern.
Zu deiner Bemerkung bezüglich vertrauenswürdige Spezialisten möchte ich folgendes anmerken. Wenn man über die Mitgliedersuche nach dem Hallux fragt, werden 317 Personen angezeigt und im Vergleich dazu die Abfrage Hüftgelenk, so sind es 3780, also über 10 mal soviel. Dies bedeutet für mich, dass auch 10x so viele Menschen ihr Wissen weitergeben können. Wobei ich den Ausdruck Spezialisten im Zusammenhang mit diesem Forum nicht richtig finde. Spezialisten sind doch Menschen, die sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert haben, aber mit Sicherheit keine Menschen wie wir hier, die nur ihre eigen Erfahrungen weitergeben. Dies ist auch der Sinn dieses Forums:
VON BETROFFENEN FÜR BETROFFENE
Es wird immer so sein, dass nach Operationen der eine sehr gute Ergebnisse erzielt, aber dafür der andere nur mit Problemen zu kämpfen hat. Vielleicht hat es damit zu tun, dass jeder Mensch andere Voraussetzungen für das Gelingen einer OP mitbringt.

Was deinen Schmerz, den du teilweise heute noch hast, anbelangt, so erkenne ich Parallelen zu meiner Resektionsarthroplastik die am Daumengrundgelenk gemacht wurde. Im Grunde genommen handelt es sich da ja um eine ähnliche Art von Operation und auch bei mir gibt es ab und an noch einen, wie du es nennst, Restschmerz, obwohl ich sagen muss dass ich selbst jetzt nach 1 Jahr immer noch das Gefühl habe, dass dieser so nach und nach weniger wird. Auch ich kann sagen, es ist auf jeden Fall besser als vor der Operation. Vermutlich sind wir alle nur ein wenig zu ungeduldig.

B.
 




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Stand : 20.01.2008 06:45:53
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